Home Der Bericht einer Mutter über den Weg
des Sohnes vom Rollstuhl auf´s Rennrad
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Michael erlitt im Alter von neunzehn Jahren bei einem Autounfall, mitten in Frankreich, eine Querschnittlähmung. Er war mit Freunden unterwegs nach Portugal gewesen. Sie wollten dort Windsurfen.
Die Diagnose der Ärzte: Rollstuhl lebenslang.
Nach dem ersten Schock suchten wir unser Heil in praktischer Hilfe für Michael. Doch immer wieder stürzten wir emotional ab. Unseren Sohn so zu sehen - ans Bett gefesselt, unfähig zu gehen oder auch nur zu stehen, seine Blase und Darm, die Potenz ebenfalls lahm gelegt, war schier unerträglich.
Michael selbst ging bewundernswert gelassen mit seinem Schicksal um. Eine Restfunktion im rechten Oberschenkel, eine winzige Bewegung, die er zustande brachte, stellte den berühmten Strohhalm dar, an den er sich klammerte. Und das, obwohl die Ärzte absolut nichts davon hielten. "Funktional nicht verwertbar" war ihr Kommentar.
Ein halbes Jahr verbrachte Michael in einer bayerischen Unfallklinik, durchlief das Rehabilitationsprogramm und wurde dann "rollstuhlfit" entlassen.
So wenig Hoffnung auf Besserung bestand, dass wir in diesem halben Jahr ein behindertengerechtes Appartement an unser Haus anbauen ließen.
Wie Michael das von den Ärzten prognostizierte Schicksal überwand, wie wir, seine Eltern und sein Bruder dabei mitlitten, mithalfen, davon erzähle ich in meinem Bericht ebenso wie von den Problemen, die wir wegen der aus den Folgen des Unfalls resultierenden Belastungen miteinander hatten.
Als Michael zwei Jahre nach dem Unfall, nach härtestem Training auf Hometrainer und im Fitnessstudio, immer noch gelähmt von den Knien abwärts, seine ersten Meter auf der Straße radelt, beginnt der zweite Teil seines unglaublichen Weges.
Mit einem Mountainbike, wegen der vielen Gänge!, trainierte er weiter. Und weil er zu wenig Kraft auf die Pedale bringt für Cross-Country-Rennen, landet er beim Downhill.
Dann, unter dem Eindruck der Paralympics 1996, entsteht der Gedanke: "Ich will an den Paralympics 2000 in Sydney teilnehmen!"
Er sattelt auf das Rennrad um, trainiert härter als je zuvor und darf dank seiner sehr guten Leistungen mit der deutschen Mannschaft der behinderten Radrennfahrer zur Weltmeisterschaft 1998 nach Colorado Springs, USA, wo er auch einen WM-Titel einheimst.
Jetzt lief der Countdown für Sydney 2000. Sehr schwer musste er sich die Teilnahme erkämpfen. Welch eine Freude, als er die Mitteilung erhält, dass er dabei sein wird, und wir, seine Frau und seine Eltern mit ihm. Damit endet mein Buch.
Natürlich will Michael weiter an seiner sportlichen Karriere arbeiten: Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der behinderten Radrennfahrer im kommenden Sommer hier in Deutschland ist schon sicher. Und er will wieder dabei sein in Athen 2004.